Karl-August Thiel berichtet über seine Erfahrungen mit Wildbienen als zunächst zufällige Untermieter in einem Honigbienen-Schaukasten. Es entwickelte sich eine Kleinod für spannende
Naturbeobachtungen.
Für eigene Beobachtungen und zur Anschauung für die Nachbarskinder habe ich einen Schaukasten eingerichtet, der in einer Obstwiese steht.
Diese Wiese wird seit 1988 nicht mehr gedüngt und im August mit der Sense gemäht. Ab August wird das Gras kurz gehalten, damit das Fallobst aufgelesen und das abfallende Laub abgerecht werden
kann. Es hat sich schon eine große Anzahl von Arten eingestellt, die vorher nicht vertreten waren.
Eines Tages im Sommer, schraubte ich den Tragegriff ab, weil ich ihn an anderer Stelle brauchte. Drei Wochen später waren die 3 Löcher zugekittet. ( s. Bild oben) Das konnten nur Wildbienen
gemacht haben. Die Stirnwand des Kastens besteht aus 4 cm dickem Eichenholz. Ich bohrte eine Anzahl Löcher von 2,5 bis 4 mm hinein und beobachtete dann, wie sich kleine Bienen daran zu schaffen
machten. Es handelte sich offenbar um die Löcherbiene Heriades trunkorum. Sie gehört zu den Bauchsammlerbienen, ist 6-8 mm lang. Der Hinterleib ist an der Unterseite stark behaart und bildet
somit eine Bürste, mit der Pollen von Korbblütlern gesammelt werden. Die Flugzeit geht von Juni bis September. H. trunkorum ist weit verbreitet und nicht gefährdet. Sie legt in Totholzgängen
hintereinander Zellen an, in denen sie Pollen anhäuft und darauf ein Ei legt. Danach wird der Gang mit Harz verschlossen und die nächste Zelle bestückt. Das Gangende wird mit Harz und kleinen
Steinchen verschlossen.
Nach und nach bohrte ich über 120 Löcher in das Stirnbrett. Sie wurden alle besetzt. Im nächsten Jahr sind alle geschlüpft und die Löcher wurden wieder belegt. Es stellten sich allerdings im
zweiten Jahr auch Keulenwespen ein, die ja als Schmarotzer mit Löcherbienen leben. Ob diese auch erfolgreich sind, konnte ich bisher nicht feststellen. Die Löcherbienen finden natürlich in einer
Wiese mit etlichen Korbblütlern reichlich Nahrung und ich konnte sie auch schon im Garten beim Sammeln beobachten.
(Fotos: (2) Karl-August Thiel)
Literaturhinweis + Internet-Links:
Bienen, Wespen, Ameisen. Hautflügler Mitteleuropas von Heiko Bellmann, Kosmos-Verlag, www.wildbienen.de/wbarten.htm, www.entomologie.de.