Risiko Gentechnik

Seit Jahren wird über das „Für und Wider“ der Gentechnik gestritten. Ist sie nun Fluch oder Segen? Natascha Burmeister-Langen stellt einige Informationen zusammen und kommt zu einem eindeutigen Urteil.
Ein riesiges Weizenfeld ist im Handumdrehen abgeerntet. Immer seltener darf Käse noch natürlich reifen. Milchkühe werden durchschnittlich nur noch 5,5 Jahre alt. Bei Masthähnchen wird das Muskelwachstum derart intensiviert, dass das Knochenwachstum nicht folgen kann - um nur einige Beispiele zu nennen. Die industrielle Landwirtschaft ist der Eigenzeit der Lebewesen im Großen und Ganzen enthoben. Die sogenannte „Grüne Gentechnik“ setzt noch „einen“ obendrauf. Ein markantes Beispiel ist die Gewinnung von Eizellen schon bei Kälbern, so dass ohne Zeiteinbuße die In-Vitro-Produktion von Embryonen beginnen kann. Das Einpflanzen unreifer Eizellen von Föten in erwachsene Tiere ist bei Mäusen bereits gelungen. Ein nie geborener weiblicher Fötus wird also zur genetischen Mutter mehrerer Nachkommen. Eine ganze Generation ist eingespart!

Angesichts solcher Tatsachen ist es nicht verwunderlich - sogar wünschenswert - wenn unter anderem auch kirchliche Organe sich gegen das Wagnis Gentechnik stark machen. Zeigt dieses Beispiel doch, wie weit die Thematik reicht!

Allheilmittel Gentechnik?
Viele Mythen ranken sich um den Nutzen der Gentechnik. Angeblich soll sie den Hunger in den armen Ländern bekämpfen, tatsächlich aber ist dieser an ein Verteilungsproblem gebunden und nicht an die Menge der erzeugten Lebensmittel. Zudem hat sich in den USA gezeigt, dass nach zwei Jahren die Erträge bei Gen-Soja um 15% und bei Gen-Raps um 7% sanken und dies bei sinkender Qualität. Versprochen wurde auch eine Verringerung des Pestizideinsatzes: Das Gegenteil ist der Fall. Die Getreide - Bauern brauchen jetzt dreimal soviel davon, weil sich der pestizidresistente Raps der Nachbarn als „Super-Unkraut“ in den Getreidefeldern breit macht.

Die somit weiter intensivierte Landwirtschaft ist noch weniger vereinbar mit dem Ziel des Naturschutzes, die Artenvielfalt zu schützen. In den USA waren vor 10 Jahren die Versprechungen der Gen - Konzerne genau die gleichen wie bei uns heute. Nichts davon wurde eingelöst.

Man könnte noch einwenden: „Ja, aber früher hat es doch auch Züchtung gegeben!“.

Foto: P. Feuster  Sonnenblumen
Foto: P. Feuster Sonnenblumen

Natürlich hat auch damals schon der Mensch in den Prozess der Evolution eingegriffen, aber die Methoden beruhten eher auf Erfahrungswissen. Es konnte erst recht nicht, wie bei der Gentechnik, über Artgrenzen hinweg gezüchtet werden, welche sich mitunter Jahrmillionen lang voneinander entwickelt haben!

Vieles ist in Sachen Gentechnik noch ungeregelt. Haftungen nach dem Verursacherprinzip und unabhängige Langzeitstudien tun Not, denn einmal in der Umwelt ausgesetzt, sind die GMO (genmanipulierte Organismen) nicht mehr rückholbar. Leider wird schon der zweite Schritt getan, bevor man die Konsequenzen des ersten abgewartet hat.

Bisher kann niemand Gesundheitsrisiken ausschließen.

Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Gentechnik ein normales Nahrungsmittel in ein potenziell gefährliches Allergen verwandeln kann und Hinweise auf ein größeres Krebsrisiko soll es auch geben!

Wie kann man Gentechnik im Essen meiden?
Die Lebensmittel aus GMOs müssen zwar gekennzeichnet werden, aber Produkte von Tieren (Eier, Fleisch, Milch u.a.), die mit Gen-Pflanzen gefüttert wurden, nicht! So wird mit Hilfe dieser Gesetzeslücke beispielsweise Gen-Soja durch die Hintertür doch eingeführt. Wenn Sie die Weichen in Sachen Gentechnik mitstellen wollen, sollten Sie Produkte der Unternehmen, die sich keine Mühe geben, im Futter auf GMOs zu verzichten, im Regal liegen lassen, so z.B.: Müller (Sachsen-milch/Weihenstephan) , Campina (Landliebe), Kraft (Milka, Toblerone, Philadelphia).

Einfacher ist es, Bioprodukte zu bevorzugen, denn im ökologischen Landbau ist grüne Gentechnik tabu. Er ist auch in Entwicklungsländern eine gute Alternative. Die traditionellen, an Boden und Klima angepassten Anbaumethoden werden weiterentwickelt und verhelfen den dortigen Bauern zu mehr Unabhängigkeit, welche sie mit der Gentechnik erst recht abgeben würden.

Profit vor Vernunft?
Aber wer profitiert denn dann von der Gentechnik, wenn weder die Armen, noch die Natur, noch die Bauern, noch die Verbraucher etwas davon haben, außer Scherereien? Die Antwort ist einfach: die Gen-Konzerne, wie Monsanto, BASF, Bayer und andere. Sie möchten Gewinne machen und haben eine starke Lobby. Bedauerlicherweise kommen auch von Seiten der Bundesregierung nicht die richtigen Signale, um den Verbraucher und die gentechnikfreie Landwirtschaft zu schützen.

Für Genmais sind 300 Meter Sicherheitsabstand zu ökologisch bewirtschafteten Flächen geplant, zu konventionellen Maisfeldern aber nur 150 Meter. Warum zu letzteren ein geringerer Abstand gehalten werden soll, ist nicht zu verstehen. Außerdem soll Maispollen bis zu 800 Meter weit fliegen können!

Längst ist die Erhaltung der Natur - also auch die Berücksichtigung ihrer Rhythmen und Gesetze - kein Luxus mehr, den man sich nur leisten kann, wenn die Ökonomie stimmt, sondern sie ist unser aller Lebensgrundlage, die es auch für unsere Kinder und Enkel zu schützen gilt. Dies können wir, indem wir unser Kaufver-halten einsetzen, uns für mehr Qualität statt für Quantität entscheiden, an Aktionen teilnehmen (z.B. www.bantam-mais.de). Dafür brauchen wir Visionen, vielleicht Visionen einer Landwirtschaft der überschaubaren Strukturen, geprägt vom Respekt vor dem Menschen, seiner Sinne, seiner Haustiere, seiner Umwelt, seiner Ethik und letztendlich seiner Arbeit.

Zum Weiterlesen:

  • Politische Ökologie „Zeit-Fraß“. Zur Ökologie der Zeit in Landwirtschaft und Ernährung
  • Ökologie und Landbau 4/2006
  • Einkaufsratgeber von Greenpeace: „Essen ohne Gentechnik“
  • Schrot & Korn: Interview „Gen-Raps ist außer Kontrolle“ Juli 2006 und " Genfood Dossier" September 2007
  • Im Internet: www.NABU.de, Stichwort „Gentechnik“; www.percyschmeiser.com; www.genfoodneindanke.de; www.keine-gentechnik.de;

Risiko Gentechnik
Ein riesiges Weizenfeld ist im Handumdrehen abgeerntet. Immer seltener darf Käse noch natürlich reifen. Milchkühe werden durchschnittlich nur noch 5,5 Jahre alt. Bei Masthähnchen wird das Muskelwachstum derart intensiviert, dass das Knochenwachstum nicht folgen kann.Um nur einige Beispiele zu nennen Die industrielle Landwirtschaft ist der Eigenzeit der Lebewesen im Großen und Ganzen enthoben. Die sogenannte „Grüne Gentechnik“ setzt noch „einen“ obendrauf. Ein markantes Beispiel ist die Gewinnung von Eizellen schon bei Kälbern, so dass ohne Zeiteinbuße die In-Vitro-Produktion von Embryonen beginnen kann. Das Einpflanzen unreifer Eizellen von Föten in erwachsene Tiere ist bei Mäusen bereits gelungen. Ein nie geborener weiblicher Fötus wird also zur genetischen Mutter mehrerer Nachkommen. Eine ganze Generation ist eingespart!Angesichts solcher Tatsachen ist es nicht verwunderlich, - wenn nicht sogar wünschenswert - wenn u.a. auch kirchliche Organe sich stark machen gegen das Wagnis Gentechnik. Zeigt dies doch wie weit diese Thematik reicht!

Was man wissen sollte:

Viele Mythen ranken sich um den Nutzen der Gentechnik. Angeblich soll sie den Hunger in den armen Ländern bekämpfen , tatsächlich aber ist dieser an ein Verteilungsproblem gebunden und nicht an die Menge der erzeugten Lebensmittel. Zudem hat sich in den USA gezeigt, dass nach 2 Jahren die Erträge bei Gen-Soja um 15% und bei Gen-Raps um 7% sanken und dies bei sinkender Qualität. Versprochen wurde auch eine Verringerung des Pestizideinsatzes: das Gegenteil ist der Fall.
Die Getreide-Bauernbrauchen jetzt 3x so viel davon, weil sich der pestizidresistente Raps der Nachbarn als „Super-Unkraut“ in den Getreidefeldern breit macht. Die somit noch intensiviertere Landwirtschaft ist noch weniger vereinbar mit dem Ziel des Naturschutzes, die Artenvielfalt zu schützen. In den USA waren vor 10 Jahren die Versprechungen der Gen-Konzerne genau die gleichen wie bei uns heute. Nichts davon wurde eingelöst.

Man könnte noch einwenden: „Ja, aber früher hat es doch auch Züchtung gegeben!“
Natürlich hat auch damals schon der Mensch in den Prozess der Evolution eingegriffen, aber die Methoden beruhten eher auf Erfahrungswissen. Es konnte erst recht nicht, wie bei der Gentechnik, über Artgrenzen hinweg gezüchtet werden. Arten, welche sich mitunter Jahrmillionen lang voneinander entwickelt haben!

Vieles ist in Sachen Gentechnik noch ungeregelt. Haftungen nach dem Verursacherprinzip und unabhängige Langzeitstudien tun Not, denn einmal in der Umwelt ausgesetzt, sind die GMO (genmanipulierten Organismen) nicht mehr rückholbar. Leider wird schon der zweite Schritt getan, bevor man die Konsequenzen des Ersten abgewartet hat.

Bisher kann keiner Gesundheitsrisiken ausschließen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Gentechnik ein normales Nahrungsmittel in ein potenziell gefährliches Allergen verwandeln kann.

Wie kann man Gentechnik im Essen meiden?

Die Lebensmittel aus GMOs müssen gekennzeichnet werden, aber Produkte (z.B. Eier, Fleisch, Milch) von Tieren, die mit Gen-Pflanzen gefüttert wurden nicht! So wird mit Hilfe dieser Gesetzeslücke z.B.Gen-Soja durch die Hintertür doch eingeführt.
Wenn Sie die Weichen in Punkto Gentechnik mitstellen wollen, sollten Sie Produkte der Unternehmen, die sich keine Mühe geben im Futter auf GMOs zu verzichten, im Regal liegen lassen, so z.B: Müller (Sachsenmilch/Weihenstephan) , Campina (Landliebe), Kraft (Milka, Toblerone, Philadelphia). Einfacher ist es, Bioprodukte zu bevorzugen, denn im ökologischen Landbau ist grüne Gentechnik tabu. Er ist auch in Entwicklungsländern eine gute Alternative. Die traditionellen, an Boden und Klima angepassten, Anbaumethoden werden weiterentwickelt und verhelfen den dortigen Bauern zu mehr Unabhängigkeit, welche sie mit der Gentechnik erst recht abgeben würden. Aber wer profitiert denn dann von der Gentechnik, wenn weder die Armen, noch die Natur, noch die Bauern, noch die Verbraucher etwas davon haben, außer Scherereien?

Die Antwort ist einfach, die Gen-Konzerne, wie Monsanto, BASF, Bayer,...möchten Gewinne machen und haben eine starke Lobby. Bedauerlicherweise kommen auch von Seiten der Bundesregierung nicht die richtigen Signale um den Verbraucher und die gentechnikfreie Landwirtschaft zu schützen

Längst ist die Erhaltung der Natur, also auch die Berücksichtigung Ihrer Rhythmen und Gesetze kein Luxus mehr, den man sich nur leisten kann, wenn die Ökonomie stimmt, sondern sie ist unser aller Lebensgrundlage, die es auch für unsere Kinder und Enkel zu schützen gilt. Dies können wir indem wir unser Kaufverhalten einsetzen, für mehr Qualität als für Quantität entscheiden, an Aktionen teilnehmen. Dafür brauchen wir Visionen, vielleicht Visionen einer Landwirtschaft der überschaubaren Strukturen, geprägt vom Respekt vor dem Menschen, seiner Sinne, seiner Haustiere, seiner Umwelt, seiner Ethik und letztendlich seiner Arbeit.

Zum Weiterlesen:

Politische Ökologie „Zeit-Fraß“ Zur Ökologie der Zeit in Landwirtschaft und Ernährung.
Ökologie und Landbau 4/2006
Einkaufsratgeber von Greenpeace: „Essen ohne Gentechnik“
Schrot & Korn: Interview „Gen-Raps ist außer Kontrolle“ Jul. 2006
Im Internet: Stichwort „Gentechnik“
www.percyschmeiser.com.

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