Vor wenigen Jahren hat der NABU alle Obstwiesen und Steinkauzreviere im Kreisgebiet erfasst. Die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse stellt Martin Temme vor.
Obstwiesen
Der gesamte Kreis Heinsberg, mit einer Fläche von 628 km⊃2;, wurde in den Jahren 2002 und 2003 vom NABU auf das Vorkommen von hochstämmigen Streuobstwiesen und -weiden untersucht. Es konnten
3.368 Obstbestände auf einer Gesamtfläche von 1.019,3 ha mit insgesamt 44.471 Bäumen ermittelt werden. 1,6 % der Kreisfläche werden also von hochstämmigen Obstbeständen eingenommen, was insgesamt
2,4 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausmacht.
Die für die Höhlenbildung besonders wichtigen Apfel- und Birnbäume stellen zusammen etwa die Hälfte aller erfassten Bäume. Gefolgt von Kirsche und Pflaume (zusammen etwa 35-40 %) und, mit weniger
als 5 %, der Walnuss.
Die meisten Obstbäume stehen in den Gemeinden Erkelenz (7.927), Gangelt (7.362), Heinsberg (6.711), Geilenkirchen (5.879) und Wegberg (5.566). Die Hitliste der Ortsteile mit den meisten
Obstbäumen wird von Gangelt-Schierwaldenrath (1202) und Gangelt-Birgden (1054) angeführt, gefolgt von Heinsberg-Straeten (964), Erkelenz-Gerderath (963) und Wegberg-Klinkum (822).
Als insgesamt bedeutende Streuobstgebiete konnten vor allem größere Bereiche im westlichen Kreisgebiet in den Gemeinden Gangelt, Heinsberg und Waldfeucht, sowie kleinere Bereiche im Nordwesten
von Erkelenz und im Osten von Geilenkirchen eingestuft werden.
Ökologische Bewertung
Mit einer einfachen Bewertungsskala wurde der Wert der Obstwiesen in vier Kategorien (wertvoll, gut, mäßig, geringwertig) geschätzt. Als Orientierung dienten unter anderem die Gesamtzahl der
Bäume und die Zahl der Jungbäume, also die Zukunftsfähigkeit der Wiese.
Lediglich 18,7 % der Einzelflächenanzahl (631) wurden als wertvoll oder gut eingestuft. Aufgrund der jeweiligen Flächengröße jeder einzelnen Wiese, machen diese Bestände allerdings etwa die
Hälfte der Gesamtfläche aller Obstbestände aus.
Auch wenn die isolierte Betrachtung der einzelnen Wiesen überwiegend einen mäßigen oder geringen Wert vermittelt, können mehrere benachbarte Wiesen durchaus wertvoll sein, denn mit der
Gesamtgröße des „Obstgürtels“ eines Ortes, steigt auch die Artenvielfalt und der ökologische Wert.
Steinkauz
In den Jahren 2002 bis 2004 hat der NABU ebenfalls kreisweit die Bestände des Steinkauzes erfasst. 327 Reviere konnten dabei ermittelt werden. Wie zu erwarten, gab es viele Überschneidungen mit
Standorten der Obstwiesen. 298 Reviere (91 %) schließen mindestens eine erfasste Obstwiese mit ein. Mehr als die Hälfte der Reviere, nämlich 180 (55 %) konnten in als wertvoll oder gut
eingestuften Obstwiesen gefunden werden.
Man kann im Kreis Heinsberg also von einer starken Bindung des Steinkauzes an Obstwiesen ausgehen. Hierbei spielen einerseits - bei regelmäßiger Beweidung oder Mahd - die idealen Jagdbedingungen
mit vielen Ansitzwarten, sowie die – besonders bei älteren Wiesen – guten Versteck- und Brutmöglichkeiten eine Rolle. Nicht zu unterschätzen ist allerdings auch, dass in vielen Obstbeständen
künstliche Niströhren hängen, die gerne zur Brut genutzt werden.
Wenn man die Bestandszahlen in einen überregionalen Kontext stellt, ist die Bedeutung und die daraus resultierende Verantwortung unserer Region für den Steinkauz zu erkennen. Nach neuren
Schätzungen brüten etwa 5550 Paare in NRW, was mindestens dreiviertel des gesamtdeutschen Bestandes ausmacht! Innerhalb unseres Bundeslandes liegt wiederum der eindeutige Schwerpunkt in den
landwirtschaftlich geprägten Regionen der Westfälischen und Kölner Bucht sowie des unteren Niederrheins.