Die Geschichte des Bunten Bentheimer Schweines
(Quelle: Internetseite des Verein zur Erhaltung des Bunten Bentheimer Schweines e.V.)
Die Anfänge
Die Geschichte der Bunten Bentheimer Schweine beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals waren in Deutschland die Bäuerinnen für die Schweinehaltung auf den Höfen verantwortlich. Neben den
vorherrschenden weißen Landschweinrassen war bei ihnen die Haltung bunter und gescheckter Rassen beliebt. Das Bunte Bentheimer Schwein war eine fruchtbare, genügsame, stressresistente und
anspruchslose Schweinerasse mit guten Muttereigenschaften. Die Ferkel ließen sich aufgrund der guten Fleischqualität – und nicht zuletzt auch wegen der Scheckung – auf den Märkten gut absetzen.
Ursprungsrassen
In Norddeutschland war man zu dieser Zeit mit den Leistungen der derzeitigen Hausschweine offensichtlich nicht mehr zufrieden und begann, schon um ca. 1840, in das sogenannte Marschschwein, einer
Variante des europäischen Landschweins, Schläge einzukreuzen. Darunter waren Berkshire-Eber und Cromwells aus England. Die heutigen niedersächsischen Landkreise Bentheim, Emsland und Cloppenburg
sowie das westfälische Wettringen können dabei als Ursprungsorte angesehen werden. Es wurden jeweils die aus o.g. Kreuzungen fallenden bunten Ferkel mit Schlappohren zur Zucht weitergenutzt. Ganz
vereinzelt tauchen bei Würfen auch Ferkel mit gelb-rötlicher Farbe auf, die mit schwarzen Flecken durchsetzt sind. Eine genaue Erklärung hat man bis heute dafür nicht gefunden. Man vermutet, dass
zeitweilige Einkreuzungen von Tamworth-Schweinen oder ungewollte Deckungen durch Wildschwein-Eber dafür verantwortlich sind.
Die Blütezeit
In den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts lagen die Hochzeiten der Bunten Bentheimer Schweine. Als einfach und billig zu haltende sowie überaus fruchtbare Tiere lieferten sie ein Fleisch von
excellenter Qualität, das nach den schweren Kriegszeiten auch gefragt war. Die Rasse wurde in einem bundesweiten Herdbuch offiziell geführt.
Der Niedergang
Mit dem Aufkommen des Wirtschaftswunders in Deutschland änderten sich die Verbrauchergewohnheiten. Fettarmes Fleisch war nun gefragt, das die Bunten Bentheimer auf Grund des „ungünstigen“
FleischFett-Verhältnisses (gegenüber dem Anteil in heutigem Schweinefleisch) nicht liefern konnten. Auch die Schweinezucht änderte sich - wenige „Wirtschaftsrassen“ nahmen den Platz früherer,
regional angepasster Rassen ein. Das Herdbuch wurde aufgelöst und die Zahl der Züchter des Bunten Bentheimer Schweines ging drastisch zurück. Nur der Züchter Gerhard Schulte-Bernd aus Isterberg
in der Grafschaft Bentheim hielt an der Haltung der „Swatbunten“ fest und bemühte sich über Jahre hinweg, Behörden und Landwirte von einer koordinierten Weiterzucht und Vermarktung zu überzeugen.
In den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts hielt er praktisch den gesamten noch vorhandenen Bestand des Bunten Bentheimer Schweines. Bei nur noch rund 100 Zuchttieren deutschlandweit war diese
Rasse hochgradig vom Aussterben bedroht. Die Hartnäckigkeit von Schulte-Bernd, die Rückehr zur Stärkung regionaler Kultur und damit auch Tierhaltung (Erhalt wichtiger genetischer Ressourcen),
führen nun zu einer neuen Blüte dieser alten Haustierrasse.
Die Zukunft
Mit der Gründung des Vereins zur Erhaltung des Bunten Bentheimer Schweines, dem Aufbau eines bundesweiten Herdbuchs mit der Erfassung aller noch vorhandenen Bestände in Deutschland,dem Aufbau
eines koordinierten Zuchtprogramms und einer modernen Vermarktungsstrategie soll der Zukunft dieser erhaltenswerten Schweinerasse eine langfristige Perspektive gesetzt werden.
Seit September 2008 grunzt es auch wieder auf unserem Biolandbetrieb. Konstanze und Finchen, zwei Bunte Bentheimer Schweinedamen in gepunkteter Robe, wühlen in ihrem Gehege seitdem den Waldboden durch. Die Sauen werden etwa 70 cm hoch und können ein Gewicht von ca. 180 kg auf die Waage bringen. Aber soweit ist es bei Konstanze und Finchen noch nicht. Neugierig wie sie sind, freuen sie sich über jeden freundlichen Besuch.