Der Kuckuck - Vogel des Jahres 2008

Foto: NABU/P. Zeininger  Kuckuck
Foto: NABU/P. Zeininger Kuckuck

Er ist allgemein bekannt, seinen Ruf kennt jeder und in Kinderliedern wird er oft besungen. Doch zu Gesicht bekommen ihn Spaziergänger nur selten. Hans-Georg Bommer stellt den eigenartigen Zugvogel vor.


Der NABU hat den Kuckuck (Cuculus canorus) zum Vogel des Jahres 2008 gewählt, um auf die Gefährdung dieser Vogelart und des von ihr besiedelten Lebensraumes, einer strukturreichen Landschaft in Wald und Feldern, aufmerksam machen. Im folgenden werden artspezifische Aspekte dieser interessanten Vogelart vorgestellt.

Name
Sowohl der deutsche Name „Kuckuck“ als auch der lateinische Gattungsname „Cuculus“ sind lautmalend den Balzrufen der Männchen nachgebildet; „canorus“ bedeutet sangeslustig und stammt vom lateinischen Verb „canere“ = singen ab. Im Althochdeutschen trug der Kuckuck den Namen „Gauch“, im Mittelhoch-deutschen „Gouch“ = Narr. Über Jahr-hunderte bestand ein Nebeneinander von Kuckuck und Gauch, was bisweilen zu Synthesen wie „Kukengauch“ oder „Guckengauch“ führte.

Verwandtschaft und Status
Der Kuckuck gehört der Ordnung der Kuckucke (Cuculiformes), der Familie der Cuculidae und der Unterfamilie Cuculinae (Altweltkuckucke) an. Die vorgenannte Unterfamilie ist weltweit mit 15 Arten vertreten, in Europa ist jedoch allein unser heimischer Kuckuck Brutvogel. Im Kreis Heinsberg sind bis heute keine weiteren Kuckucksarten, auch nicht als Irrgäste, festgestellt worden.

Die Nominatform des Kuckucks (Unterart: canorus) ist bei uns Sommer- bzw. Brutvogel, Durchzügler und Rastvogel.

Als Brutvogel weist er eine große Besonderheit auf. Er ist der einzige Brut-schmarotzer unter den Vogelarten Deutschlands. Bei der Brut bedient er sich bestimmter Singvogelarten, indem das Weibchen sein Ei in deren Nest legt, es dort ausbrüten und das geschlüpfte Junge von den Singvögeln aufziehen lässt.

Aussehen
Der Kuckuck gehört mit 32-34 cm Länge, einer Spannweite von 55 bis 60 cm und einem Gewicht von 95 bis 140 g zu den mittelgroßen Vögeln in Deutschland (wie kleine Taube). Im Flugbild vermittelt er aufgrund seines schlanken Körpers und langen Schwanzes den Eindruck eines falken- bzw. sperberähnlichen Vogels (beachte Verwechslungsgefahr).

Männchen und ein Teil der Weibchen unterscheiden sich deutlich in der Gefiederfärbung. Bei den erwachsenen Männchen sind Oberseite, Kopf und Brust blaugrau gefärbt. Unterseits besteht eine scharfe Grenze zum hellen, dunkel quer gebänderten Bauch. Beim Weibchen da-gegen ist auch die Brust immer quer gebändert mit rostgelber oder rostbeiger Tönung. Manchmal sind die Weibchen oberseits und auf der Brust rostbraun gefärbt (sogenannte braune Morphe). Die dunkle Querbänderung kann sich dann auf das gesamte Gefieder erstrecken.

Auffällig sind die zweisilbigen Balzrufe der Männchen „gu kuh“, bei hoher Erregung mehrsilbig, manchmal sich „überschlagend“.

Das maximale Alter des Kuckucks wurde mit 13 Jahren nachgewiesen.

Verbreitung und Lebensraum
Der Kuckuck ist ein verbreiteter Brutvogel in nahezu ganz Europa (mit Ausnahme von Island) sowie in Teilen von Nordafrika und in großen Gebieten Asiens bis nach Japan.

Die Legeplätze befinden sich sowohl in den verschiedenen Typen der Waldlandschaften als auch im Offenland mit gewissen Baumstrukturen vom Hochgebirge bis ins Flachland. Selbst in Städten fehlt der Kuckuck nicht. Ausgeräumte Agrarlandschaften werden dagegen gemieden. Der Kuckuck ist ein sogenannter Langstreckenzieher und hat sein Winterquartier in Afrika, hauptsächlich südlich des Äquators. Der Wegzug beginnt ab Ende Juli und erstreckt sich bis in den September hinein, selten bis Anfang Oktober. Der Heimzug (Ankunft) findet in Mitteleuropa meist in der 2. und 3. Aprildekade statt.

Bestand
In Deutschland leben 60.000 - 114.000 Kuckuck-Brutpaare (1995 - 1999), im gesamten Mitteleuropa 360.000 - 550.000 Brutpaare und in Europa insgesamt etwa 4,2 – 8,6 Millionen Brutpaare.

Bei den Kuckuck-Beständen werden seit den 1960er Jahren zumindest lokal und regional Abnahmen festgestellt. So hat KNORR (1967) von einer starken Abnahme des Bestandes im damaligen Kreis Erkelenz berichtet und den dortigen Brutbestand mit 25 - 30 Brutpaaren an-gegeben. Ähnliche Entwicklungen sind auch aus anderen Gebieten sowohl des Rheinlandes als auch aus mehreren Bundesländern gemeldet worden. Dies gilt auch für die Region Aachen einschließlich des Kreises Heinsberg, was sich in den eigenen jahrzehntelangen Beobachtungen des Autors im Stadt- und Kreisgebiet Aachen sowie im südlichen Kreis Heinsberg niedergeschlagen hat.

Foto: D.Kjae  Jungtier mit Teichrohrsänger
Foto: D.Kjae Jungtier mit Teichrohrsänger

Fortpflanzung
Die Geschlechtsreife des Kuckucks besteht bei Männchen und Weibchen ab dem 2. Lebensjahr. Die Einjährigen kommen meistens wesentlich später im Brutgebiet an als die älteren und bilden dann wahrscheinlich die Gruppe der nicht territorialen Vögel. Die sexuellen Beziehungen zwischen Männchen und Weibchen sind nicht eindeutig geklärt. Es wird vermutet, dass sich häufig mehrere Männchen und Weibchen in einem „Revier“ aufhalten bzw. aktiv sind.

Das Weibchen verteilt seine Eier auf verschiedene Nester einer bestimmten Wirtsvogelart. Relativ häufige Wirtsvögel sind u. a. die Stelzen, Pieper, Grasmücken, Heckenbraunelle, Roh-sänger und Rotschwänze.

Jungtier mit Teichrohrsänger Foto: D.Kjaer

Die Eiablage beginnt ab Ende April und kann bis Mitte Juli dauern. Dabei können 9 – 22 Eier gelegt werden. Die Bebrütungsdauer im Wirtsnest beträgt 11-12 Tage, die Nestlingszeit durchschnittlich 19 Tage. Danach erfolgen Fütterungen durch die Wirtseltern oft noch mehrere Wochen lang.

Der Kuckuck ernährt sich hauptsächlich von Insekten. Die Hauptnahrung bilden Schmetterlingsraupen, darunter auch behaarte Formen, die von anderen Vögeln nur selten gefressen werden.

Gefährdung und Schutz
Der Kuckuck ist zwar in der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten Nordrhein-Westfalens nach dem Stand von 1996 noch nicht in einer Gefährdungskategorie ausgewiesen, er wurde jedoch angesichts seiner merklichen Bestandsrückgänge in die Vorwarnliste zur Roten Liste aufgenommen. Es ist vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, wann er in die Rote Liste der gefährdeten Vogelarten auf-genommen werden muss.

Die Ursachen für die Bestandsabnahmen sind in der Ausdünnung der Wirts-vogelbestände als Folge von Lebensraumverlust (z. B. durch Ausräumung der Agrarlandschaft), im drastischen Rück-gang des Nahrungsangebots an Insekten (Einsatz von Herbiziden bzw. Bioziden) sowie in der Verfolgung durch Menschen (Jagd) zu sehen.

Hinsichtlich der Schutzmaßnahmen er-geben sich folgende Ziele und Forderungen:

- Extensivierung der Landwirtschaft sowie Förderung von Brachflächen

- geeignete Ausgleichsmaßnahmen bei Lebensraumverbrauch

- Schutz oder Wiederherstellung vielfältiger Randstrukturen (u.a. Wegraine)

- erhebliche Verringerung des Einsatzes von Bioziden

- Einstellung der Jagd während des Zuges (Südeuropa, Afrika) sowie der illegalen Jagd auf den Sperber (Verwechslungsgefahr)

Literatur und Materialien zum Kuckuck
Bauer, H.G.,W. Fiedler & E. Bezzel (2006): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. 2. Auflage, AULA-Verlag.

Wer mehr über den Kuckuck und verwandte Themen erfahren möchte, kann die reich bebilderte, 28-seitige A5-Broschüre, den Aufkleber, ein Farbposter, u.v.m. beim NABU-Infoservice in der Bundesgeschäftsstelle Tel. 030-28 49 84-60 00 bestellen.

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