Seit 5 Jahren pflegt die NABU-Ortsgruppe Geilenkirchen/Übach-Palenberg im NSG Teverener Heide die Heidemoore. Hans-Georg Bommer schildert, warum sich die mühselige Arbeit am Ende doch
lohnt.
An einem sonnigen Spätsommertag des Jahres 2009 säuselt warme Luft über die Hügel und Senken des Heidemoors Wiggelewak im Naturschutzgebiet Teverener Heide und lässt die
bodennahen Pflanzen im sanften Luftzug schwanken. Im herrlich blühenden Heidekraut hat die Wespenspinne ihre Kokons, die nun vom Lufthauch sanft hin und her bewegt werden, abgelegt. Den still
daliegenden Biotop umhüllt mit eigenartigem Reiz der rosafarbene Schimmer der Erikablüten. Leises Brummen der Nektar sammelnden Bienen dringt an das Ohr der Betrachter.
Intensiver Naturgenuss
Eine kleine Gruppe Menschen steht mitten im Biotop auf einem Dünenhügel und genießt in andächtiger Stille den Eindruck des Augenblicks. Bei
den Menschen handelt es sich um Aktive der NABU-Ortsgruppe Geilenkirchen/Übach-Palenberg, die mehrere Stunden lang im Biotop gearbeitet haben und nun innehalten, um den Zauber der Stimmung zu
genießen und das prächtige Bild blühender Heide im Kontrast mit den dunkel wirkenden Moorflächen in sich aufzunehmen.
Die NABU-Aktiven bewegt neben dem Genuss von Landschaft und Natur der Freude auslösende Gedanke, dass sich die viele Arbeit über 5 Jahre hinweg doch gelohnt hat und sie nun die Früchte der Arbeit erleben dürfen. Für den Außenstehenden mag sich die Frage ergeben, warum - wie zuvor beschrieben - die Freude so groß und das Erleben so intensiv ist.
Erfolgsaussichten ungewiss
Es handelt sich um eine Erfolgsgeschichte, die im Herbst 2004 begonnen hat. Damals trafen sich der zuständige Mitarbeiter der Unteren
Landschaftsbehörde in Heinsberg, eine Vertreterin der Naturschutzstation in Wildenrath und der Vorsitzende der NABU- Ortsgruppe Geilenkirchen/Übach-Palenberg, um zu beraten und abzusprechen, wie
die Artenvielfalt in den Heidemooren des NSG verbessert werden könne.
Verursacher des Problems war und ist der Adlerfarn, der große Teile der Heidemoore überwuchert hatte, nachdem dort eine biotopspezifische Pflege der Flächen seit vielen Jahrzehnten nicht oder nur
unzureichend erfolgt war und teilweise sogar Aufforstung betrieben worden war. Dem Übermaß an Bäumen und Büschen war zwar durch Entbuschungsmaßnahmen mit dem Ziel der Wiederherstellung der
ursprünglichen Offenlandvegetation zwischenzeitlich gegengesteuert worden. Dem Adlerfarn machte jedoch die Abholzung von Kiefern und Birken offensichtlich nicht viel aus.
Die Beteiligten waren sich einig darin, dass versucht werden sollte, den Farn durch manuellen Einsatz unter möglichst großer Rücksichtnahme auf das schützenswerte Artenpotential zu bekämpfen.
Dieses Vorhaben stellte für die Planer echtes Neuland dar. Zwar hatten die aus anderen Gebieten Deutschlands eingeholten Informationen ergeben, dass der Farn durch Mahd evtl. würde zurückgedrängt
werden können. Soweit bekannt wurde, waren die Erfolge bei solchen Aktionen jedoch sehr unterschiedlich. Es war also letztlich ungewiss, ob bzw. inwieweit Erfolge würden erreicht werden
können.
Auch die Umsetzung der Maßnahmen barg manche Unwägbarkeit in sich. So war vor allem für die NABUOrtsgruppe nicht klar, ob es gelingen würde, die eigenen Mitglieder so zu motivieren, dass der
Kraftakt eines umfangreichen, personellen Einsatzes im Rahmen ehrenamtlicher Tätigkeit über viele Jahre hinweg würde vollbracht werden können. Es gab auch keine ungefähren Vorstellungen dazu, wie
viele Arbeitsstunden pro Jahr bei den Pflegemaßnahmen in den Heidemooren Wiggelewak, Kuhhute, Einsames Moor und Flachslöchern (zweimalige Mahd pro Jahr und Transport des Mähgutes aus dem Biotop
heraus) anfallen würden. Außerdem war unklar, über wie viele Jahre die Maßnahmen würden durchgeführt werden müssen.
Pflegearbeiten zeigen Wirkung
Anfang Juni 2005 begannen mit großem Engagement und großer Erwartung die Arbeitseinsätze in den Heidemooren. In diesem Jahr wurden 179
Arbeitsstunden geleistet. Es zeigte sich, dass mit dieser Leistung die Grenze des Machbaren für die NABUOrtsgruppe erreicht war. In den Folgejahren ging die Zahl der gearbeiteten Arbeitsstunden
zwar etwas zurück, lag jedoch in aller Regel über 150 Stunden pro Jahr. Veränderungen im Bewuchs durch den Farn wurden zunächst nur sehr geringfügig festgestellt. Bei der Beurteilung solcher
Veränderungen war auch zu berücksichtigen, dass je nach Umfang der Niederschläge der Farn mehr oder weniger schnell wächst.
Mit der Zeit kamen gelegentlich sogar gewisse Zweifel auf, ob ein dauerhafter Erfolg in der Biotoppflege würde erreicht werden können. Das Jahr 2009 hat dann zur Freude aller Beteiligten erstmals
einen deutlich erkennbaren Erfolg mit sich gebracht. Zum Beispiel wurde im großen Heidemoor Wiggelewak festgestellt, dass ehemals stark farnbewachsene Flächen nun teils farnfrei, meistens jedoch
hinsichtlich des Farns stark ausgedünnt waren. An vielen Stellen hat sich inzwischen zusätzlich Besen- und Glockenheide angesiedelt.
Der Arbeitsaufwand bei der Pflege hat sich durch diese Entwicklung etwas verringert. Da nun allerdings durch Samenflug angesiedelte Jungbäume, hauptsächlich Kiefern und Birken, entfernt werden
müssen, hält sich der Arbeitsrückgang in Grenzen. In den anderen Heidemooren hat eine ähnliche Entwicklung, wenngleich in geringerem Maße, stattgefunden. Die Freude und Motivation der Aktiven war
vor dem Hintergrund der beschriebenen Umstände nun verständlicherweise groß.
Seltene Arten gefördert
In diesem Zusammenhang muss ein weiterer Umstand erwähnt werden, der zu einem großen Motivationsschub beigetragen hat. Es handelt sich um
die Abplaggaktionen, die von der Arbeitsgruppe seit 2006 in den Heidemooren Kuhhute und Flachslöcher durchgeführt worden sind, und zwar jeweils im Februar 2006, 2008 und 2009.
Insgesamt wurden 72 Arbeitsstunden geleistet. Abplaggen nennt man einen Arbeitsvorgang, bei dem mit schweren Hacken die obere Bodenschicht von Heideflächen entfernt wird. Es handelt sich hierbei
um eine sehr kraftraubende, anstrengende Arbeit.
Damit soll eine Verjüngung der Bodenvegetation erreicht werden. Eine solche Maßnahme bringt gleichzeitig den großen Vorteil mit sich, dass im Boden schlummerndes Samenpotential aufkeimen kann.
Die Abplaggmaßnahmen haben zu einem vollen Erfolg geführt. Die erhoffte Ansiedlung wertvoller Pflanzenarten ist erfolgt. Im Heidemoor Flachslöcher ist es sogar zu einer starken Neuansiedlung des
fleischfressenden Rundblättrigen Sonnentaus (Drosera rotundifolia) - Rote Liste NRW, Kat. 3 = gefährdet - gekommen. In beiden Biotopen ist das Weiße Schnabelried (Rhynchospora alba),
Gefährdungsfaktor wie bei der vorgenannten Art, ebenfalls häufiger geworden.
Die Arbeitsgruppe wird die erfolgreichen Arbeiten kontinuierlich weiterführen. Sie hofft, dass der Erfolg dazu beitragen wird, weitere Aktive für die Arbeit zu gewinnen und so die angespannte
Personalsituation etwas zu entlasten.